«Familienzentrum zu sein, bedeutet nicht nur, Familien willkommen zu heißen, sondern die Einrichtung länger zu begleiten und sie nachhaltig als Zentrum für kindliche Bildung und Erziehung aufzubauen.»
Als Familienzentrum gelten alle Zentren und Häuser, die in einem sozialen Umfeld unterstützende und bildungsförderliche Angebote für Kinder, Familien, junge und alte Menschen in einem Sozialraum bereithalten, vermitteln und bündeln. Ihr besonderer Auftrag sind die Stärkung der Selbstwirksamkeit von Kindern und Familien, die Verbesserung der Lebensqualität und die Förderung der Bildungschancen für Jung und Alt.
Bundesverband der Familienzentren ev.V
ist der Fachverband der Familienzentren in Deutschland.
Der Bundesverband ist überparteilich, unterliegt keiner konfessionellen Bindung und ist unabhängig von den wirtschaftlichen Interessen von Kostenträgern und Leistungserbringern.
Ziele des Bundesverbandes
Der Bundesverband der Familienzentren (BVdFZ) will eine bundesweite Vernetzung der Familienzentren mit dem Ziel chancengerechter Entwicklung für Kinder und Familien erreichen.
Interessenvertretung der Familienzentren
Die Erreichung der Entwicklung und Umsetzung von Qualitätsstandards für Familienzentren, ohne deren Vielfalt einzuschränken, sowie die Verankerung der Zentren im jeweiligen sozialen Umfeld.
Es wird eine Verbesserung der Vernetzung der an der Kinder- und Jugenderziehung Beteiligten angestrebt.
Das Positionspapier des Bundesverbands der Familienzentren e.V. (BVdFZ) zum Thema Familienzentren
Hintergrund für die Positionierung des Bundesverbands der Familienzentren e.V. ist zum einen die positive Entwicklung und Verbreitung von Zentren für Familien in ganz Deutschland. Zum anderen will der Verband angesichts der immer vielfältigeren Begriffsverwendung für Zentren, die sich dediziert für Familien in einem bestimmten Sozialraum engagieren, eine Richtung und Position im Sinne der Wirkungsorientierung anbieten.
Daniela Kobelt Neuhaus, lic.phil., Vorstand Karl Kübel Stiftung für Kind und Familie, Bensheim, ist in der Schweiz aufgewachsen und hat in Fribourg studiert. Sie ist Präsidentin des Bundesverbands der Familienzentren e.V.
Aus der Kita wird ein Familienzentrum
In Deutschland entwickeln sich die Familienzentren oft aus den Kitas heraus. Hören Sie den Bericht einer Kita-Leitenden.
Kinder-Familienzentren KiFaZ
In Deutschland besuchen 95% der Kinder ab 2 Jahren eine Kita. Der Besuch ist an vielen Orten kostenlos.
In Brennpunkten wurden den Kitas Familienzentren angegliedert. Es entstanden die sogenannten Kinder- und Familienzentren KiFaZ.
Das Early Excellence Project dient vielen Kitas als pädagogische Grundlage. Sein Ursprung liegt im Pen Green Center von Margy Whalley, Corby, England.
Dadurch wird auch der aktive Einbezug der Eltern in Form von Bildungs- und Erziehungspartnerschaften gesichert.
Mit dem Early-Excellent-Ansatz hat sich die Haltung der Betreuenden den Eltern gegenüber verändert: Sprechen auf Augenhöhe, Lebenswelten werden berücksichtigt, Gemeinsames wird gesucht, und Eltern werden in die Lösungsfindung einbezogen.
Die Kooperation mit der sozialräumlichen Familienbildung ist zentral. Sie hat zum Ziel, frühzeitig bedarfsgerechte Eltern- und Familienbildungsangebote an gut zugänglichen und vertrauten Orten anzubieten. Die sozialräumliche Koordinatorin oder der Koordinator kooperiert unter anderem mit Schulen, Kitas, dem Gesundheitsamt, Sozialrathäusern, Sportvereinen, Kulturvereinen, Moscheen und Jugendhilfeeinrichtungen. Mit der Entwicklung spezifischer Familienbildungsangebote soll neuen Zielgruppen der Zugang zu den Angeboten der Familienbildungsstätten erleichtert werden.
Im Zentrum stehen Drop-in-Angebote, an denen Eltern ohne Anmeldung teilnehmen können, Beratungs- und Gesprächsangebote, Tauschbörsen usw. Kooperationen mit Angeboten im Sozialraum sind zentral. Eine Zusammenarbeit mit Angeboten der Familienbildung und der Einbezug der Elternbegleiter/innen werden geschätzt.
Eltern sind Experten für ihre Kinder
Interview mit Daniela Kobelt Neuhaus zum Unterschied der Situation der externen Betreuung in Deutschland und der Schweiz.
Familienzentren als Standortvorteil
Massnahmen und Wirkungen am Beispiel Deutscher Familienzentren.
Definition
In Niedersachsen sind Familienzentren Orte der Begegnung, Bildung und Beratung für Familien. Familienzentren sind dem kulturellen und sozialen Umfeld geöffnet und stehen somit allen Familien in der Umgebung offen. Familien finden hier wohnortnah vielfältige, familienunterstützende Angebote, die an ihren jeweiligen Bedürfnissen und Bedarfen ansetzen und an deren Entwicklung sie beteiligt sind.
Ein Familienzentrum ist ein Netzwerk, das Kinder individuell fördert und Familien berät, unterstützt und begleitet. So können die Bildung, Erziehung und Betreuung von Kindern mit Beratungs- und Hilfsangeboten für Familien sinnvoll miteinander verknüpft werden. Die Angebote richten sich an die erzieherischen und persönlichen Ressourcen der Familien. Darüber hinaus können berufliche und andere Kompetenzen der Familien gestärkt werden. Dies wird im Rahmen von Netzwerken und Kooperationen und in Form multidisziplinärer Teams ermöglicht.
Eltern sind als Experten ihrer Kinder im Rahmen einer gemeinsamen Bildungs- und Erziehungsverantwortung in die Bildungsprozesse ihrer Kinder eingebunden. Dieses setzt die Beteiligung der Eltern an den Bildungsprozessen ihrer Kinder voraus und das erfordert eine offene, forschende und respektvolle Haltung in der pädagogischen Arbeit. Vor diesem Hintergrund ist jedes Familienzentrum einzigartig.
Handreichung für Familienzentren in Niedersachsen.
Ziele
Familienzentren sollen u.a.
Informationen zum Gütesiegel (PDF)
Qualitätskriterien für Eltern-Kind-Zentren in Hamburg
Die Stadt Hamburg beschreibt in den 2015 entwickelten Qualitätskriterien auch Wirkungsziele bezüglich der Elternarbeit.
In Oberösterreich haben die Familienzentren lange Tradition. Der Verein Familienzentren der OÖ Kinderfreunde wurde bereits 1977 gegründet.
In Wien bietet die Caritas unter dem Begriff Familienzentren Beratungsangebote an.
In Vorarlberg sind Angebote in Zusammenarbeit mit den Kindergärten enstanden, die auf dem Ansatz der Early Ecellence Centres in Deutschland basieren.
Familientreffpunkte in Dornbirn:
Die Familientreffpunkte sind Begegnungsorte in den Dornbirner KIndergärten.
Familien aus der Nachbarschaft rund um die Dornbirner Kindergärten begegnen sich ein oder mehrmals pro Monat in diesen Familientreffpunkten.
Das Projekt «Mitanand luoga, reda, losa – Familientreffpunkte in Kindergärten» führt bereits seit mehreren Jahren erfolgreich Familien zusammen. In den Kindergärten sollen Begegnungs- und Kommunikationsorte für Eltern mit Kindern geschaffen, sowie die sozialen Netzwerke der Familien gestärkt werden.
In jedem Familientreffpunkt finden ganz unterschiedliche Veranstaltungen statt: vom Familienfrühstück über verschiedene kreative Angebote bis zu Advents- oder Faschingsnachmittagen, Kinderflohmarkt, Vorlese- oder Kasperle-Nachmittagen.
Gemeinsam mit einem Elternteam ist in jedem Treffpunkt eine Familientreffpunkt-Leiterin für die Veranstaltungen zuständig.
Eltern-Kind-Gruppen statt Familienzentren
In Österreich sind die Eltern-Kind-Gruppen mit professioneller Leitung weit verbreitet. Sie sind oftmals angegliedert an andere Betreuungs- und Bildungsangebote und deshalb vergleichbar mit den Familienzentren.
Eltern-Kind-Gruppen sind regelmässige Treffen von Eltern oder anderen Bezugspersonen mit ihren Kindern in den ersten vier Lebensjahren, die von ausgebildeten Eltern-Kind-GruppenleiterInnen geleitet werden. Diese Treffen können als offene oder geschlossene Gruppe geführt werden.
Eltern-Kind-Gruppen sind für alle Eltern, Grosseltern und Interessierte, unabhängig von ihrer Herkunft oder weltanschaulichen Ausrichtung, zugänglich. Die Treffen bieten für Erwachsene und Kinder Erfahrungs- und Erlebnisraum, der über die Familie hinaus Kontakt, Austausch, Informationen und Anregungen ermöglicht.
Eltern-Kind-Gruppen sind eine niederschwellige Form der Elternbildung, die Eltern über einen längeren Zeitraum begleiten. Sie stärken Eltern in ihrer Beziehungs- und Erziehungsfähigkeit, fördern Kinder in ihrer ganzheitlichen Entwicklung und wirken so präventiv.
Eltern-Kind-Gruppen sind evaluiert, sie zeigen effiziente und nachhaltige Wirkung, weil der regelmässige Austausch am Alltag mit den Kindern und an der Lebenssituation der Familienphase anknüpft.
Die Gruppen werden von spezifisch für diese Aufgabe ausgebildeten Gruppenleiterinnen geführt. Es sind oftmals Mütter, die die zwei-jährige Karenzzeit für ihre Weiterbildung nutzen.
Frühe Hilfen aktuell
Die Zusammenarbeit von Frühen Hilfen mit Familienzentren ermöglicht eine kontinuierliche und bedarfsgerechte Begleitung von Eltern mit jüngsten Kindern.
«Frühe Hilfen an Orten für Familien», heisst das aktuelle Schwerpunktthema des Newsletters des Nationalen Zentrums Frühe Hilfen, Deutschland.
Speziell erwähnt werden die Familienzentren. Dank ihres verbindenden Charakters hätten sie ein ausserordentliches Potenzial, um die Zielgruppe der Frühen Hilfen zu erreichen.
Familienzentren sind der ideale Ort für Angebote der Frühen Hilfe
Daniela Kobelt Neuhaus, Präsidentin des Bundesdachverbandes der Familienzentren e.V. weist in einem Interview auf die Chancen hin, die die Vernetzung der Familienzentren mit den Angeboten der Frühen Hilfen bieten.
Frühe Hilfen halten systemübergreifend ein multiprofessionelles Angebot für Eltern und Kinder bis zu drei Jahren vor. Man kann sie sozusagen als Klammer zwischen Sozial- und Gesundheitswesen, Schwangerenbegleitung, Frühförderung und Früher Bildung betrachten, mit spezifischen Unterstützungsleistungen. Familienzentren haben punktuell ebenfalls mit all diesen Systemen zu tun und integrieren viele Elemente Früher Hilfen in ihrem Angebot wie Sprechstunden von Familienhebammen, Babymassagen etc.
Lesen Sie das ganze Interview mit Daniela Kobelt Neuhaus.
Was versteht man unter einem Early Excellence Centre EEC?
«Early Excellence» bedeutet, im Rahmen von Bildung und Erziehung ein ganzheitliches Konzept für Kinder und ihre Familien anzubieten.
Ausserdem öffnen sich Kitas und andere Early Excellence-Einrichtungen nach aussen und vernetzen sich mit Kooperationspartner/innen im Stadtteil.
Im Mittelpunkt des pädagogischen Handelns stehen die kindlichen Bildungsprozesse als individuelle Leistung des Kindes. Diese gilt es zu erkennen und das Kind individuell und in der Gemeinschaft mit anderen Kindern und Erwachsenen auf hohem Niveau zu fördern. Eltern und Erziehende gehen dabei eine neue Bildungs- und Erziehungspartnerschaft ein, in der die Eltern gleichberechtigt mitarbeiten. Verknüpft wird dies mit Bildungs- und Beratungsangeboten.
Early Excellence bietet eine Antwort auf drei Fragen, die in der aktuellen Bildungsdebatte eine zentrale Rolle spielen: